Titel des Artikels
Im August wurde in unserer Gemeinde eine außergewöhnliche Pilzart gefunden – der Pilz Inonotus nidus-pici, ein Vertreter der Ordnung Hymenochaetales.
Diese Art gehört zu den saproparasitischen Holzpilzen, die den Wirtsbaum nach und nach abtöten und anschließend noch einige Zeit lang Fruchtkörper auf seinem toten Stamm bilden. Der seltene Fund wurde vom führenden tschechischen Mykologen RNDr. Mgr. Jan Wipler, Ph.D., entdeckt.
Der Fund befindet sich auf einer alten Esche (Fraxinus excelsior) zwischen den Häusern Nr. 250 und Nr. 381 (Weinhandlung und Konditorei von Frau Jakubíková) im Katastergebiet der Gemeinde Ratiboř (PLZ 756 21). Die genauen Koordinaten des Fundortes lauten 49.396459N, 18.055192E, auf mapy.com hier.
Die Fruchtkörper des Rostpilzes sind einjährig, ohne Skelettfasern und zerfallen nach der Reife. Ein typisches Symptom der Infektion ist eine schwarze Höhle im Baumstamm, die an ein Dattelnest erinnert – daher stammt auch der Artname nidus-pici. An den Rändern der Höhle tritt ein asexuelles Stadium (Anamorph) auf, das durch die Bildung von Chlamydosporen und rostfarbenen Konidienträgern gekennzeichnet ist. Fruchtkörper im sexuellen Stadium (Teleomorph) treten nur selten auf.
Ein infizierter Baum bleibt lange Zeit symptomfrei – die Infektion kann bis zu 5 Jahre latent verlaufen, bevor sie sich durch auffällige Strukturen manifestiert. Ein wichtiges diagnostisches Merkmal ist die sogenannte Guttation, bei der der Pilz Flüssigkeitstropfen absondert, um überschüssiges Wasser und Stoffwechselprodukte auszuscheiden. Der pathologische Prozess ist ein typisches Beispiel für Weißfäule, bei der der Pilz Lignin enzymatisch abbaut und so die Struktur des Holzes zerstört. Das Wurzelsystem bleibt dabei unbeschädigt, und der Abbau verläuft langsam, in der Regel vom Eindringen in das Gewebe des Wirts in beide Richtungen. Ein Eingriff in den Baum wird erst dann empfohlen, wenn die Tiefe der Höhle den Radius des Stammes an dieser Stelle überschreitet. Bis dahin besteht keine Gefahr, dass das Holz bricht.
Der Dattelpilz ist nicht in der aktuellen Roten Liste der Makromyceten der Tschechischen Republik aufgeführt, dennoch handelt es sich um eine Art, die Aufmerksamkeit und Schutz verdient, insbesondere aufgrund ihres Vorkommens vor allem in natürlichen und gut erhaltenen Waldbeständen.
Interessante Tatsache
Dieser Pilz kommt normalerweise eher in Urwäldern vor, vor allem auf Eichen und Buchen. In Ausnahmefällen kann er jedoch auch in Städten und Dörfern vorkommen – und genau das ist bei uns passiert! In den letzten Jahren taucht er sporadisch auch an synanthropen Standorten wie Parks, Friedhöfen oder Gärten auf – oft als Wundinfektion nach einem Blitzschlag, einem abgebrochenen Ast oder einer Schnittfläche.
Obwohl er nicht offiziell als gefährdete Art eingestuft ist, handelt es sich um einen seltenen Pilz. Ein solcher Fund direkt in der Gemeinde ist nicht nur einzigartig, sondern auch ein Grund zum Stolz. Welche Gemeinde kann sich einer solchen Naturrarität rühmen – und das direkt neben einer Weinhandlung?
RNDr. Mgr. Jan Wipler, Ph.D. / Mykologe